Lektionstext
Romulus Sabinas iustum in matrimonium duci1 iussit curavitque. Romani uxoribus suis vitam iucundam praebebant. Ita et ira Sabinarum et desiderium parentum paulatim minuebatur. Sed iterum atque iterum Sabini a parentibus virginum Sabinarum ad bellum incitabantur.
Denique Romae inter Palatium et Capitolium acies instruuntur. Dum Romani cum Sabinis pugnant, una e Sabinis, nunc uxor Romana, aliis mulieribus Sabinis „Valde ego terreor“, inquit, „vano eo bello. Nonne etiam vos curis vexamini? Nos raptas esse verum est, sed amamur a maritis. Sollicitatur animus meus et desiderio parentum et amore mariti. Ea caedes, id bellum a nobis feminis finiri debet!“ – Vincitur timor, mulieres inter viros armatos currere audent. Dirimuntur acies, dirimuntur arma, dirimuntur irae. Mulieres hinc2 patres, hinc2 maritos orant, nonnullae etiam liberos modo natos3 monstrant clamantque:
„Si conubii piget4, parentes, in nos vertite iras!
Nam nos causa belli sumus.
Si movebaris, pater, quod rapta tibi erat filia,
nonne nunc moveris lacrimis nepotis5,
nonne moveris lacrimis matris?“
Et movetur turba saeva verbis mulierum. Pugna finitur. –
Postea non solum pacem, sed etiam unam civitatem fecerunt Romani Sabinique.
1 iustum in matrimonium ducere: nach römischem Recht heiraten
2 hinc … hinc: einerseits … andererseits
3 modo natus: neugeboren
4 vos conubii piget: die Heirat gefällt euch nicht
5 nepos, nepotis m.: Enkelkind
Übersetzung
Romulus befahl und sorgte dafür, dass die Sabinerinnen nach römischem Rechts geheiratet wurden. Die Römer boten ihren Ehefrauen ein schönes Leben. So wurde sowohl der Zorn der Sabinerinnen, als auch die Sehnsucht nach den Eltern allmählich vermindert. Aber wieder und wieder wurden die Sabiner von den Eltern der sabinischen jungen Frauen zum Kampf angetrieben.
Schließlich wurden die Schlachtreihen zwischen dem Palatin und dem Capitol aufgestellt. Während die Römer mit den Sabinern kämpften, sagte eine von den Sabinerinnen, jetzt römische Ehefrau, zu den anderen sabinischen Frauen:
„Ich werde sehr von diesem unnützen Krieg erschreckt. Werdet ihr nicht auch von Sorgen gequält. Es ist wahr, dass wir geraubt worden sind, aber wir werden von unseren Ehemännern geliebt. Mein Geist wird sowohl von der Sehnsucht nach den Eltern, als auch von der Liebe zu meinem Ehemann beunruhigt. Dieses Morden, dieser Krieg muss von uns Frauen beendet werden.“
Die Furcht wird besiegt, Frauen wagen es zwischen bewaffnete Männer zu rennen. Die Schlachtreihen werden getrennt, die Waffen werden getrennt, der Zorn wird getrennt.
Frauen bitten einerseits Väter, andererseits Ehemänner, einige zeigen sogar neugeborenen Kinder und rufen:
„Wenn die Heirat nicht gefällt, Eltern, wendet den Zorn gegen uns! Denn wir sind der Grund des Krieges. Wenn du bewegt wurdest, Vater, dass dir die Tochter geraubt worden war, wirst du denn nicht nun von den Tränen des Enkelkindes bewegt, wirst du denn nicht von den Tränen der Mutter bewegt?“
Und die wütende Menge wird durch die Worte der Frauen bewegt. Der Kampf wird beendet. – Später war nicht allein der Frieden, sondern auch eine Bürgerschaft der Römer und Sabiner gemacht.