Latein Übersetzungen, Übungen und Vokabeln

Übersetzung: Lumina – Lektion 17 (Text 2): Ein unerbittlicher Gläubiger

Lektionstext

Lucius: (intrat) Camilla! Bovem in foro vendidi.

Camilla: (territa) Esne vesanus? Quo modo agrum aremus1?

Lucius: Id nescio. — Sed pecuniam Aulo reddere debeo. Timore Auli commotus bovem vendidi. An Aulum mihi manum inicere2 et me in ius ducere mavis3? Quis me in ius ductum a compedibus4 vindicare potest?

Camilla: (ira incensa) Aulus patricius homo improbus est. Patricii nos perdunt.

Lucius: Non solum patricii, sed etiam bellum nos perdit.

Camilla: Verum dicis. Id bellum est causa miseriae nostrae. Nonne beati fueramus? Sed subito bellum fuit. Tu miles eras, ego sola domi relicta cum liberis totum diem laborabam, sola agrum bove arabam, rem nostram me sine auxilio tuo servare posse putabam. At tempestas cuncta delevit. (flet)

Lucius: Quamquam vita mea magno in periculo fuerat, quamquam id bellum non ab equitibus, sed a peditibus, a nobis, feliciter initum erat, in patria a nobis servata nos non bene accepti sumus. — Frumentum, non gloria, nobis deest.

Camilla: Et nunc …

Aulus: (subito intrat) Salvete! Habetisne pecuniam a me mutuam datam5?

(Lucius pecuniam dat)

Aulus: Num solum partem pecuniae mihi das?

Lucius: Cuncta, quae6 habeo, tibi dedi. Mox reliquam partem reddam7.

Aulus: (clamat) Mox? — Finita est clementia mea! Cras te in ius ducam7 (abit)

(Lucius domo exit)

Camilla: (vocat) Quo is, Luci?

Lucius: Ad patrem tuum eo. Non mea sponte, sed miseria nostra et crudelitate Auli coactus auxilium a patre tuo petam7. Eum me non diligere scio. Sed fortasse tuae salutis causa nos adiuvabit7.

1 aremus: wir sollen pflügen
2 manum inicere : verhaften
3 mavis: du willst lieber
4 compes, compedis f.: Fußfessel
5 mutuum dare: leihen
6 quae: hier: was
7 reddam, ducam, petam, adiuvabit: Futur

Übersetzung

Lucius: (tritt ein) Camilla! Ich habe das Rind auf dem Marktplatz verkauft.

Camilla: Bist du wahnsinnig? Wie sollen wir den Acker pflügen?

Lucius: Ich weiß nicht. – Aber ich muss Aulus das Geld zurückgeben. Die Furcht vor Aulus hatte mich dazu veranlasst, dass ich das Rind verkaufte. Oder willst du lieber, dass Aulus mich verhaftet und mich verklagt? Wer kann mich, nachdem ich vor Gericht geführt worden bin, von meinen Fußfesseln befreien?

Camilla: (Zorn entbrannt) Aulus der Patrizier ist ein schlechter Mensch. Die Patrizier richten uns zu Grunde.

Lucius: Nicht allein die Patrizier, sondern auch der Krieg richtet uns zu Grunde.

Camilla: Du sagst die Wahrheit. Dieser Krieg ist der Grund für unser Elend. Waren wir etwa nicht glücklich gewesen? Aber plötzlich war Krieg. Du warst Soldat, ich wurde allein zu Hause zurückgelassen, arbeitete mit den Kindern, den ganzen Tag, bestelle allein den Acker mit einem Rind, ich glaubte, dass ich unsere Sache (oder: unseren Wohlstand) ohne deine Hilfe retten könnte. Jedoch zerstörte ein Sturm alles. (weint)

Lucius: Obwohl mein Leben in großer Gefahr gewesen war, obwohl dieser Krieg nicht von den Reitern, sondern von Fußsoldaten, von uns, glücklich beendet worden war, wurden wir in dem von uns geretteten Vaterland nicht gut aufgenommen. – Uns fehlt Getreide, nicht Ruhm.

Camilla: Und nun…

Aulus: (tritt plötzlich ein) Seid gegrüßt! Habt ihr das Geld, das ihr von mir geliehen habt?

(Lucius gibt ihm das Geld)

Aulus: Gibst du mir etwa nur einen Teil des Geldes?
Lucius: Ich habe dir alles gegeben, was ich besitze. Bald werde ich dir den fehlenden Teil zurückgeben!

Aulus: (schreit) Bald? – Meine Nachsicht hat ein Ende! Ich werde dich morgen vor Gericht führen! (geht weg)

(Lucius geht aus dem Haus)

Camilla: Wohin gehst du, Lucius?

Lucius: Ich gehe zu deinem Vater. Nicht aus eigenem Antrieb, sondern von unserem Elend und der Grausamkeit des Aulus gezwungen, werde ich von deinem Vater Hilfe erbitten. Ich weiß, dass er mich nicht gern hat. Aber vielleicht wird er uns wegen deinem Heil helfen.