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Übersetzung: Lumina – Lektion 22 (Text 1): Tantalus

Lektionstext

Tantalus, filius Iovis, rex Lydiae erat. Magnas divitias possidebat. Aliquando secum
cogitabat:
„Quid mihi deest? Omnia possideo, amicus deorum sum.
Dei me etiam invitant, ut conviviis suis intersim.
Quis honorem tantum accepit? Libenter cum deis ceno et saepe eos visito, ut arcana1
eorum cognoscam.
Quisnam me impedire potest, ne ea hominibus prodam?

Nam eo consilio arcana deorum prodam, ne homines deos timeant. Vidi enim deos neque
virtute neque potentia
neque prudentia homines superare. Tum homines non iam curabunt, ut deos sacrificiis
adorent.

Consilia deorum non ignoro. Cenae eorum intersum.
Quid inter me et eos est? Ambrosiam2 edo3, nectar4 bibo.
Quis prohibere potest, ne cibos deorum hominibus tradam?
Id unum studeo, id unum opto, ut deos sapientes non esse demonstrem. Nam se omnia
videre, audire, scire putant.
Servis meis imperabo, ut cibum deis ignotum parent.
Imperabo, ut Pelopem, filium meum, trucident
et deis pro cena apponant. Decipiam eos!
Ego, Tantalus rex, magnos deos prudentia mea superabo!“

1 arcana (n.Pl.): Geheimnisse
2 ambrosia: Götterspeise
3 edo: ich esse
4 nectar (n.Sg.): Nektar, Göttertrank

Übersetzung

Tantalus, der Sohn von Jupiter, war König von Lydien. Er besaß große Reichtümer. Einst dachte er bei sich: „Was fehlt mir? Ich besitze alles, ich bin ein Freund der Götter. Die Götter laden mich sogar ein, damit ich an ihren Gastmählern teilnehme. Wer hat schon eine solche Ehre empfangen? Ich esse gerne mit den Göttern und besuche sie oft, um ihre Geheimnisse zu erfahren. Wer kann mich denn daran hindern, dass ich sie nicht den Menschen verrate?

Denn mit diesem Plan wird ich die Geheimnisse der Götter verraten, in der Absicht, dass die Menschen die Götter nicht fürchten. Ich sah nämlich, dass die Götter die Menschen weder an Tapferkeit, noch an Macht, noch an Klugheit übertreffen. Dann werden sich die Menschen nicht mehr darum kümmern, die Götter mit Opfern anzubeten.

Ich kenne die Pläne der Götter genau. Ich nehme an ihren Gastmählern teil. Was steht zwischen mir und den Göttern? Ich esse Götterspeise und trinke Nektar. Wer kann verhindern, dass ich nicht die Speisen der Götter den Menschen weitergebe? Das eine versuche ich, das eine wünsche ich, um zu beweisen, dass die Götter nicht weise sind. Denn sie glauben, dass sie alles sehen, hören und wissen.

Ich werde meinen Sklaven befehlen, dass sie eine den Göttern unbekannte Speise zubereiten. Ich werde befehlen, dass sie Pelops, meinen Sohn, töten und den Göttern zum Essen vorsetzen. Ich werde sie täuschen. Ich, König Tantalus, werde die großen Götter durch meine Klugheit übertreffen!“