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Übersetzung: Lumina – Lektion 27 (Text 1): Penelope am Webstuhl

Lektionstext

O Ulixes, cur memoria uxoris tuae ex animo tuo discessit?
Num nescis, quot annos quantoque desiderio te expectaverim?
Cum Troiam decem annos obsessam tandem captam esse cognovissem, quam felix eram
illo die!
Tum denique te intra paucos menses domum rediturum esse mihi sperare licuit …
Cum navem aliquam ad oram Ithacae advenisse nuntiatum erat, te hac in nave esse
credebam.
Graeci, qui pugnis superfuerant, in patriam redierunt summaque cum laetitia a suis
accepti sunt.
Ego autem maritum frustra exspectabam.
Tu non redisti, cum non ignorem te Troiam iam ante decem fere annos reliquisse.
Ferunt etiam te nuper aliquo loco visum esse …
Nescio an alio amore captus sis …
Nec mirum – me nunc veterem esse verum est.
Sed cur ne Telemachum quidem filium neque Laertem, patrem veterem, desideras?
Ii quidem non minus indigent tui quam coniunx tua!

O, si Paris Helenam non rapuisset!
Nisi principes Graecorum a Menelao convocati essent,
ut in Asiam irent ultionemque1 a Troianis peterent, –
tu domi mansisses, nos una vixissemus, Telemachum una adolescere vidissemus – beati
fuissemus!
Sed Paris Helenam rapuit,
Menelaus nimis cupidus ultionis fuit,
tu ceteris cum Graecis in Asiam navigavisti.

O, quot homines ante Troiam ceciderunt,
o, quot coniuges, parentes, liberi
timoribus doloribusque vexati sunt!
Qua de causa? — Propter honorem unius viri laesum!

1 ultio, ultionis f.: Vergeltung

Übersetzung

Oh Ulixes, warum hat sich die Erinnerung an
deine Frau aus deinem Gedächtnis entfernt?
Weißt du etwa nicht, wie viele Jahre und mit
wie großer Sehnsucht ich dich erwartet habe?

Als ich erfahren hatte, dass Troja, das zehn Jahre
belagert worden war, endlich erobert worden war,
wie glücklich war ich an jenem Tag.
Dann schließlich war es mir erlaubt zu hoffen, dass
du innerhalb weniger Monate nach Hause
zurückkommen würdest.
Immer wenn gemeldet worden war, dass irgendein Schiff
an der Küste Ithacas angekommen sei, glaubte ich,
dass du in diesem Schiff wärest.
Die Griechen, die die Kämpfe überlebt hatten, kehrten
inihr Vaterlang zurück und wurden mit großer Freude von
ihren Angehörigen empfangen.
Ich wartete jedoch vergeblich auf meinen Mann.
Du bist nicht zurückgekommen, obwohl ich wusste,
dass du Troja schon vot fast zehn Jahren verlassen hast.
Man sagt auch, dass du neulich an irgendeinem Ort gesehen
worden bist…
Ich weiß nicht, ob du von einer anderen Liebe gefangen worden bist…
Kein Wunder – Es ist die Wahrheit, dass ich nun alt bin.
Aber warum vermisst du noch nicht einmal Telemachus, deinen Sohn
und auch nicht Laertes, deinen alten Vater?
Diese brauchen dichLjedoch nicht weniger als deine Ehefrau.

Oh, wenn Paris Helena doch nicht geraubt hätte!
Wenn die Anführer der Griechen von Menelaus nicht
zusammengerufen worden wären, damit sie nach Asien
gängen und die Vergeltung von den Trojanern erböten,
– wärst du zu Hause geblieben, würden wir zusammmen leben,
würden wir zusammmen Telemachus heranwachsen sehen
-wir wären glücklich gewesen!
Aber Paris raubte Helena, Menelaus war allzu sehr gierig auf die
Vergeltung, sodass du mit den übrigen Griechen nach Asien
segeltest.
Oh, wie viele Menschen wurden vor Troja getötet,
Oh wie viele Ehefrauen, Eltern und Kinder wurden durch Furcht und
Schmerzen gequält!
Warum? – Die Männer wurden wegen dessen Ehre verletzt.