Lektionstext
Socrates, Phaenarete matre obstetrice1 et Sophronisco patre marmorario2 genitus, non
solum hominum consensu, sed etiam Apollinis oraculo sapientissimus3 iudicatus est.
Qui hominibus suasit, ut a deis immortalibus nihil aliud peterent quam bonum. A deis
enim scientibus, quid nobis bonum et utile sit, nos plerumque petimus, quod nobis nocet.
Nam tu, mens mortalium, tenebris erroris et
inscientiae circumfusa4, multa falsa cupis:
Divitias appetis multos perdentes,
honores concupiscis5 plerosque corrumpentes.
Desine igitur stultis atque fallentibus rebus studere.
Arbitrio deorum te permitte.
Deis bona eligentibus et tribuentibus
ad virtutem pervenies.
1 obstetrix, icis f.: Hebamme
2 marmorarius: Steinmetz
3 sapientissimus: der Weiseste
4 circumfusus m.Abl.: umhüllt von
5 concupiscere: begehren
Übersetzung
Man hielt Socrates, den Sohn der Hebamme Phaenarete und des
Steinmetz Sophroniscus, sowohl nach Übereinstimmung der Menschen
als auch des Oracels des Apolls für den Weisesten.
Dieser riet den Menschen nur Gutes von den unsterblichen Göttern zu erbitten.
Von den Göttern nämlich, die wissen, was für uns gut und nützlich ist, erstreben
wir meistens, was uns schadet.
Denn du, der Geist des Menschen, umhüllt von der Finsternis des Irrtums
und der Unwissenheit, wünscht viel Falsches:
Du sterbst nach Reichtum, obwohl er viele zu Grunde richtet,
du begehrst Ehre, die die meisten verdreben
Also höre auf, dich nach ( fehlt )zu sehnen!
Überlasse dich dem Spruch der Götter.
Indem die Götter das Gute auswählen und zuteilen, gelangt man zur Tüchtigkeit.