Lektionstext
Karolus, qui post mortem fratris consensu omnium Francorum rex creatus erat, corpore
fuit amplo atque robusto, statura eminenti, quae tamen iustam1 non excederet.
Erat ei vox clara, sed quae minus corporis formae conveniret. Valetudine bona usus est,
praeter quod, antequam decederet, crebro febribus corripiebatur.
Et tum quidem plura suo arbitrio quam medicorum consilio faciebat, quos paene oderat,
quod ei in cibis assa2, quibus assuetus erat, dimittere suadebant.
In cibo et potu temperans, sed in potu temperantior erat rex, qui ab ebrietate3 in omni
homine valde abhorreret. Inter cenandum aut aliquod acroama4 aut lectorem audiebat.
Legebantur ei historiae et antiquorum res gestae.
1 iustam: „das rechte Maß“
2 assa (Akk.Pl.n.): gebratenes Fleisch
3 ebrietas, atis f.: Trunkenheit
4 acroama (Akk.Sg.n.): Musik
Übersetzung
Karl, der nach dem Tod seines Bruders durch die Übereinstimmung aller zum König der Franken gewählt wurde, hatte einen starken und größeren Körper und eine herausragende Gestalt, welche dennoch nicht über das rechte Maß hinaus ging. Er hatte eine helle Stimme, welche aber weniger zur Form seines Körpers passte. Er war von einer guten Gesundheit, außer dass er, bevor er starb, häufig von Fieberanfällen gepackt wurde. Und dann jedenfalls handelte er mehr nach seinem eigenen Willen, als nach dem Rat der Ärzte, die er beinahe hasste, weil sie ihm rieten, gebratenes Fleisch in den Speisen weg zu lassen, an das er sich gewöhnt hatte. Beim Essen und Trinken war er zurückhaltend, aber beim Trinken war der König zurückhaltender, weil er die Trunkenheit bei jedem Menschen sehr verabscheute. Während des Essens hörte er irgendeine Musik oder einen Vorleser. Es wurden Geschichten von alten Taten gelesen.